Besser fair oder nachhaltig? Wie Kaffeegenuss mit gutem Gewissen geht.

Soll ich fairen oder nachhaltigen Kaffee kaufen? Das Herz sagt: Am liebsten Beides. Der Verstand sagt: Will ich aber verstehen. Ich berichte von unserer Plantage, was den Unterschied macht.

Kaffeeliebhaber nutzen die Begriffe fair und nachhaltig im gleichen Atemzug.

Fair oder nachhaltig ist für mich keine Entweder-Oder-Entscheidung. Ich mache bei der Wahl zwischen dem einen oder dem anderen nichts falsch. Nicht das Falsche zu tun heißt aber nicht, automatisch das Richtige zu tun. Mit beiden Entscheidungen, ob fair oder nachhaltig, leiste ich grundsätzlich einen gesellschaftsrelevanten Beitrag.

Mindestpreise sind wie Mindestlöhne.

Unter fairem Kaffee verstehe ich vor allem die Kaffees, deren Hersteller behaupten, die beteiligten Menschen fair zu bezahlen und zu behandeln. Das Siegel Fairtrade steht z.B. für Mindestpreise. Diese orientieren sich am seit Jahren fallenden Weltmarktpreis für Kaffee. Ob Mindestpreise (ähnlich wie Mindestlöhne) damit automatisch auch fair und auskömmlich sind, steht auf einem anderen Blatt.

Mehr als 100.000 Familien leben vom Kaffeeanbau in Honduras.

Weltweit leben 25 Millionen kleinbäuerliche Betriebe vom Kaffeeanbau. In Honduras, das auf Platz 5 der weltweiten kaffeeexportierenden Länder steht, produzieren kleinere und mittlere Betriebe ca.  90 % der Kaffeebohnen. Mindestpreise sind für die kleinbäuerlichen Betriebe deshalb allemal besser als die ruinösen Weltmarktpreise, die weit unterhalb der Herstellkosten liegen. Als größter Miteigentümer einer Plantage kann ich bestätigen: Mindestpreise sind nicht auskömmlich. Immer mehr kleinbäuerliche Farmer geben auf und ziehen Richtung USA.

Nachhaltiger Kaffee schließt fairen Kaffee mit ein, nicht umgekehrt.

Das derzeitige System, in dem Kaffee produziert, gehandelt und konsumiert wird, ist meiner Meinung nach ungleich. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die gesamte Kaffee-Wertschöpfungskette zu verändern. Deshalb verstehe ich nachhaltigen Kaffee breiter. Nachhaltiger Kaffee soll Nutzen für die ganze Gesellschaft bringen.

Nachhaltiges Einkommen stoppt Flüchtlingsströme.

Gemeinsam betreibe ich mit 34 Partnern aus 5 Ländern unsere Plantage. Wir repräsentieren zusammen die gesamte Kaffee-Wertschöpfungskette: Angefangen mit Panchito, ein einarmiger honduranischen Kaffeebauer, bis zu unserm Freund Andrej Godina, ein bekannter italienischer Kaffeeexperte und SCA zertifizierte Trainer. Gemeinsam vereinen wir das Wissen vom Pflanzen der Bohne über den Handel und das Rösten bis zum Genuss in der Tasse.

Mit Qualität und Wissen punkten.

Wir unterstützen mit unserem Wissen die lokalen Farmer, qualitativ hochwertigen Kaffee nachhaltig zu produzieren. Durch die Vermittlung von Know-How für biologischen Anbau und „State of the Art“ landwirtschaftlichen Praktiken soll ihr Lebensunterhalt aufrechterhalten, verbessert und nachhaltig gesteigert werden. So wollen wir dazu beitragen, Fluchtursachen zu bekämpfen.

Unsere Kaffeeplantage als Modell.

Die eigens gemeinsam mit der örtlichen Kaffeegenossenschaft CoCafCaL gegründete Coffee Academy bietet den Kaffeeproduzenten und dem jugendlichen Nachwuchs regelmäßig Schulungen an. Die erste weibliche honduranische Baristameisterin hat hier ihr Grundwissen erlernt.

Sustainable Development Goals der UN

Unsere Aktivitäten sollen dazu beitragen, die globalen Nachhaltigkeitsziele der UN, die s.g.  SDGs, zu erreichen. Dabei kooperieren wir mit NGOs wie ETEA, CESAL, Neumann Stiftung, IHCAFE und der örtlichen Cooperative CoCafCal. Dies umfasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Danach richten wir unser Tun und Handeln aus.

Nicht theoretisieren, sondern machen

Nachhaltiger Kaffee bedeutet aktiver Umwelt- und Klimaschutz. Wir wollen Ressourcen schonen und Wasserknappheit bekämpfen. Wir haben in den letzten Jahren die Plantage mit 550 Liquidambar-Bäumen weiter aufgeforstet. Sie spenden nicht nur Schatten für die Kaffeepflanzen, ihr Harz ist ein wichtiger und gefragter Grundstoff für die Kosmetikindustrie. Letztes Jahr haben wir eine Nachbarparzelle hinzugekauft, um die Süßwasserquelle vor dem Versiegen und Verunreinigung zu bewahren und für die Bewohner der Umgebung offen zu halten.

Kaffee ist ein saisonal geprägtes Geschäft.

Um aber dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen, haben wir 330 Kakao-Bäume gepflanzt. Bananenstauden statt einfacher Holzgewächse spenden jetzt Schatten für die Kaffeepflanzen. Die Wegesränder säumt jetzt Zitronengras. Mehrere Bienenvölker stehen verteilt auf der Plantage. Kakao, Bananen, Zitronengrase und Honig tragen zum Einkommen bei.

Schriftliche Arbeitsverträge.

Unser Plantagenleiter Panchito und sein Mitarbeiter Francisco haben feste Arbeitsverträge mit einem 13. und 14. Monatsgehalt. Francisco setzt einen Teil seines Lohns zum Abbezahlen eines Stück Land mit einem kleinen Steinhaus auf unserer Plantage ein. Er konnte seine alleinstehende Mutter zu sich holen.

Genuss mit gutem Gewissen.

Mit unserem nachhaltigen Kaffee wollen Bärbel und ich Lichtblick sein. Wir möchten unseren Anteil zur Bewahrung der Schöpfung leisten. Wir freuen uns über jeden Kaffeetrinker, der mit seiner bewussten Entscheidung für nachhaltigen Kaffee die Welt ebenfalls ein bisschen besser machen möchte.

Mit koffeinhaltigen Grüßen
Euer Ansgar

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *