Robusta – Zu Recht verachtet oder nur verkannt?

Cupping las Capucas

Foto Ansgar Elfgen

Robusta ist von geringerer Qualität als Arabica, suggeriert die Werbung. Nur ein Arabica kann als Specialty Coffee bezeichnet werden. Gibt es wirklich nur minderwertigen Robusta? Nein. Das Pendant zu Specialty Coffee lautet Fine Robusta.

 

 Es ist ein Vorurteil, dass nur Arabica hochwertig sein kann

Arabica macht etwa 60% der weltweiten Kaffeeernte aus. Unser italienischer Kaffeeexperte Andrej Godina aus Triest polarisiert: „Selbst der sauberste Robusta kommt nicht an die Komplexität und die Bandbreite an sensorischem Ausdruck heran, die man mit den besten Arabicas verbindet. Dabei sind Robustas“ fährt Godina fort „in vielen europäischen Märkten wesentlicher Bestandteil von Espresso-Blends.“ Heute möchte ich vor allem mit dem Vorurteil aufräumen, dass Robustas nicht hervorragend sein können. Ich erläutere Euch, wie Ihr einen hochwertigen Robusta erkennt und was ihn von einem minderwertigen unterscheidet.

 

Robusta sorgt für eine sattere Crema

Auf die Frage, ob Robusta unter dem Gesichtspunkt der Cupping-Qualität sinnvoll ist, kennt Godina nur eine Antwort: „Nein! Robusta kommt immer mit taktilen Empfindungen von Rauheit und Trockenheit daher und ist adstringierender als Arabica.“ Wegen der höheren Menge an Koffein und an Chlorogensäuren hat Robusta einen besonders ausgeprägt salzigen und bitteren Geschmack. Von Vorteil ist: Unerfahrene Barista kommen mit Espresso­Blends mit Robusta-Anteil schneller ans Ziel. Sie zaubern eine satte Crema. Und der perfekt eingestellte Mahlgrad spielt bei weitem keine so große Rolle wie bei einem 100% Arabica.

 

Fine Robusta – Das neue Pendant zu Specialty Coffee

In der Vergangenheit wurden Robusta-Bohnen oft mit Hunderten von Defekten auf dem Weltmarkt gehandelt. Cupping-Qualität hatte keine Priorität. Im Juni 2019 stellte das Coffee Quality Institute (CQI) den in Berlin aus der ganzen Welt versammelten Kaffeefachleuten den neuen „Fine Robusta Standards and Protocols“ vor. Die jährlich stattfindende World Of Coffee der Specialty Coffee Association (SCA) ist die größte Kaffeeveranstaltung in Europa. Die vorgestellte Methodik des CDI zur Bewertung der Qualität von Robusta orientiert sich an den Standards und Praktiken, die seit 1982 von der SCA zur Differenzierung von Arabica-Kaffee verwendet werden. In unserem letzten Blog habe ich erläutert, warum nur Arabica Specialty Coffee ist – aber nicht Robusta. Mit Fine-Robusta haben Kaffeeexperten und Liebhaber von Robusta endlich ihr Pendant gefunden. Das Fine-Robusta Cupping Formblatt könnt Ihr hier herunterladen.

Vergleich Arabica Robusta
Chemische Zusammensetzung Arabica Robusta Quelle: Andrej Godina

 

Fine-Robusta – Wenn die verkostete Probe eine Gesamtbewertung von über 80 erreicht

Erreicht die verkostete Probe 80 – 90 von maximal 100 Punkten, lautet die Klassifikation: „Fine“. Erreicht die Probe sogar über 90 Punkte, lautet die Klassifikation „Very Fine“. Üblicherweise lassen sich in Fine-Robusta fruchtartige Aromen finden von Kirsche, schwarze Johannisbeere, Rosine, Himbeere, getrocknete Feige, Zitrone, Pflaume. Nuss-ähnliche Aromen von Walnuss oder Mandel. Gewürz ähnlich Aromen von Nelke oder Koriander. Süße Aromen von Melasse, Karamell, Honig, dunkle Schokolade oder Kakao. Der Gesamteindruck kann sein: abgerundet, komplex, vollständig, weich, tief oder zart.

 

Robusta bringt mehr Ertrag pro Pflanze. Zukünftig des Bauern neuer Liebling?

Angesichts des Klimawandels, der die Bauern vor immer größere Herausforderungen stellt, kann der Anbau von Robusta eine sinnvolle Alternative sein. Einige Eigenschaften machen Robusta sogar attraktiver als Arabica. Wie der gebräuchliche nicht-wissenschaftliche Name schon sagt, ist Robusta robuster als Arabica. Robusta kann in niedrigeren Höhenlagen angebaut werden. Aufgrund des höheren Koffeingehalts, das als natürliches Pestizid dient, ist er weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Robusta sind widerstandsfähiger gegen Wetterkapriolen und steigende Temperaturen. Robusta tragen schneller erstmalig Kirschen und bringen mehr Ertrag auf gleicher Anbaufläche.

 

Robusta profitiert von steigender Nachfrage und wegfallenden Anbauflächen für Arabica

Der Klimawandel führt dazu, dass mehr und mehr der bisherigen Anbauflächen für Arabica nicht länger geeignet sind und aufgegeben werden. Da gleichzeitig die Nachfrage steigt, könnte die weltweite Produktion im Jahr 2050 sogar niedriger ausfallen als heute, so das Coffee Barometer 2020. Gerade aus diesem Grund müssen wir dafür sorgen, dass Fine-Robusta seinen verdienten Platz dauerhaft neben Specialty Coffee findet. Von Nachteil für die Bauern sind jedoch die noch zu niedrigen Weltmarktpreise für Robusta im Vergleich zu Arabica. Wenn mehr Robusta in Zukunft gemäß den Maßgaben von Fine-Robusta produziert wird, wären die Auswirkungen enorm. Besonders für die Bauern, die dann aufgrund der höheren Qualität bessere Preise erzielen. Schließlich macht Robusta derzeit 40% der weltweiten Kaffeeproduktion aus, Tendenz steigend.

 

Mit koffeinhaltigen Grüßen
Euer Ansgar

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